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Angels Share

Wenn Sie sich ein bisschen mit Whisky beschäftigen, kommen Ihnen bestimmt die Begriffe vollmundig, malzig oder weich in den Sinn. Wenn Sie sich jedoch etwas genauer über Whisky informieren, werden Sie relativ schnell Begriffe wie Angels Share oder Devils Cut kennenlernen. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen zeigen, was man unter Angels Share verstehen kann und welche Bedeutung der „Engels-Anteil“ bei der Whisky-Herstellung hat.

So hat sich der Begriff Angels Share entwickelt

Um zu erfahren, was es mit dem Begriff Angels Share auf sich hat, muss man genauer in den Prozess der Whisky Herstellung einsteigen. Heutzutage ist es üblich, Whisky in Holzfässern zu lagern. Durch die Lagerung absorbiert das Holz einige Aromen des Destillats und gibt im Gegenzug einige einzigartige Aromen zurück. Dabei kommt es immer darauf an, in welchen Fässern der Whisky gelagert wird und ob die Fässer vorher schon einmal für die Lagerung einer anderen Spirituose verwendet wurden.

Der große Vorteil an diesem Prozess sind die einzigartigen Aromen, die durch die Lagerung entstehen. Allerdings hat das Verfahren einen Haken. Durch das Zusammenspiel von Destillat und Holzfass verdampfen jedes Jahr ca. 2% des Gesamtvolumen. Genau richtig gelesen: pro Jahr! Und dieser Anteil kann sogar noch deutlich höher sein. In warmen Klimazonen beispielsweise können bis zu 5% der Gesamtflüssigkeit pro Jahr verschwinden. Da die Flüssigkeit ganz einfach verdampft und in den Himmel steigt, wird genau diese Menge „Angels Share“ genannt.

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Die Vor- und Nachteile einer langen Lagerung

Bei der (langfristigen) Lagerung von Whisky entstehen einige Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil ist, dass der Whisky mit den Jahren immer mehr Aromen vom Holz aufnehmen kann und sein Geschmacksprofil von Jahr zu Jahr intensivieren kann. Der große Nachteil an einer langen Lagerung sind allerdings die damit verbundenen Kosten. So werden pro Fasse gewisse Lagerkapazitäten benötigt. Außerdem ist der jährliche Anteil an Angels Share nicht zu vernachlässigen. Bei wirklich lang gelagerten Whiskys kann man nach 25 Jahren oder mehr meistens nur noch ein halb-leeres Fass vorfinden. Aus diesem Grund sind sehr lang gelagerte Whisky auch deutlich teurer als kurz gelagerter Whisky und auch als kurz gelagerte Spirituosen.

Angels Share vs. Devils Cut

Verdunstung ist nicht der einzige Übeltäter, wenn es um das Verschwinden in Whisky Fässern geht. Auch die reifenden Fässer nehmen sich Ihren Anteil am alternden Getränk. Das Holz des Fasses absorbiert auf natürliche Weise eine bestimmte Menge des gefüllten Destillats. Genau wie beim Angels’ Share geht bei diesem Prozess ein gewisser Anteil am Füllvolumen verloren. Der Devils Cut (frei übersetzt so viel wie Anteil für den Teufel) lässt allerdings nochmals deutlich mehr Flüssigkeit aus dem Fass verschwinden, je länger ein Whisky reift.

So reagieren Whiskyhersteller auf den Angels Share

Für die Hersteller von hochwertigen Whiskys oder großen Spirituosenkonzernen kann der Angels Share zu einer beachtlichen Gefahr werden. Ein Verdunsten von ca. 2% pro Jahr hört sich auf den ersten Klick nicht viel an, mit einer langen Lagerung werden die Fässer aber zunehmend leerer und der Whisky zunehmend knapper. Damit älterer Whisky nicht noch teurer angeboten werden muss, haben die Hersteller Einfälle entwickelt, wie man gegen den Angels Share vorgehen kann.

Der große Konzern Diageo wickelt beispielsweise in einem Test Plastikfolie um einige seiner älteren Fässer, um den Angels Share zurückzuhalten. Laut Konzernangaben soll das Verdunstungsproblem damit zumindest im Zaun gehalten werden. Welchen Einfluss dieser Prozess auf den Geschmack und Alkoholgehalt hat, kann allerdings noch nicht abgesehen werden.

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Diese Fässer sind am häufigsten vom Angels Share betroffen

Die Größe der für die Whiskylagerung verwendeten Fässer spielt eine entscheidende Rolle beim Anteil des Angel Shares. Auf den ersten Blick scheint es sinnvoll anzunehmen, dass umso mehr Whisky verdunstet, umso größer das Fass ist. In der Realität ist allerdings genau andersherum. Umso kleiner das Fass, desto schneller verdunstet der Whisky. Grund dafür ist das Volumen der Flüssigkeit, dass relativ gesehen deutlich mehr Kontakt mit dem Holz hat als bei größeren Fässern.  

Der Einfluss des Klimas auf den „Anteil der Engel“

Auch das Klima nimmt eine entscheidende Rolle ein, wenn es um das Verdunsten von Whisky im Fass geht. So unterscheidet sich beispielsweise die Verdunstungsrate im heißen Kentucky deutlich von der Rate des milden und kühlen Klimas in Schottland. In Schottland liegt der Angels Share eher so bei 2% des Gesamtvolumens, in Kentuckys sind Verdunstungsraten von 4% keine Seltenheit. Gerade im ersten Jahr ist der verdunstende Anteil besonders hoch und kann bis zu 10% der Gesamtmenge betragen.

Der Einfluss des Lagerhauses

Zu guter Letzt kann sogar noch die Art des Lagerhauses und die Lagerung innerhalb des Lagerhauses einen entscheidenden Einfluss auf den Anteil der Engel nehmen. So wird bei Fässern, die weiter oben im Lagerhaus verbringen deutlich höhere Verdunstungsraten erwartet als bei Fässern, die weiter unten stehen. Das kann natürlich auch mit den Temperaturen zusammenhängen. Da warme Luft nach oben steigt, werden die oben gelagerten Fässer häufig deutlich wärmer gelagert, was wiederum zu einer schnelleren Verdunstung führt.

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FAQ

Wofür steht Angels-Share?

Angels Share ist Englisch und bedeutet frei übersetzt so viel wie „Engels-Anteil“ oder „Anteil der Engel“. Dieses Wort beschreibt den Anteil des Whiskys, der bei der Produktion verdunstet.

Wofür steht Devil’s Cut?

Devils Cut ist der Anteil, der bei der Whiskylagerung im Fass versickert. Frei übersetzt bedeutet Devils Cut so viel wie „Abgaben an den Teufel“.